DAUERHAFTE AUSFALLSICHERHEIT FÜR DIE HAFENVERWALTUNG
Migration des Rechenzentrums
Im Zuge der Inbetriebnahme des Jade Weser Port (JWP) wurde das komplette Rechenzentrum für die Hafenverwaltung und -vermarktung in die neue Verwaltungszentrale (Pacific One) migriert. Der Umzug gelang nicht nur als Punktlandung, es entstand auf Basis von Speichervirtualisierung auch eine Lösung für dauerhafte Ausfallsicherheit.
Bildquelle: Sven Böhme
Der „Jade Weser Port Wilhelmshaven“ ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen. Er wurde als Gemeinschaftsprojekt der Länder Niedersachsen und Bremen 2012 nach vierjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Das von Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven betriebene 130 Hektar große Container-Terminal hat eine Kajenlänge von 1.725 Metern und eine Umschlagskapazität von 2,7 Mio. TEU per anno. Die für die Realisierung verantwortliche Projektgesellschaft Jade Weser Port Realisierungs GmbH & Co. KG hat die Implementierung einer umfangreichen und modernen IT-Infrastruktur in einem neuen Rechenzentrum auf dem Gelände umgesetzt.
Dabei stellt die Migration eines Rechenzentrums an sich bereits eine große planerische und logistische Herausforderung dar. Darüber hinaus bereiteten weitere Umstände Kopfzerbrechen: Noch am alten Standort griffen die VMware-ESX-Hosts direkt auf ein einzelnes Storage-Subsystem zu und konnten so keine ausreichende Hochverfügbarkeit bei einem Hardware-Fehler bieten. Mit Wachstum der virtuellen Umgebung erwies sich zudem der Storage als Flaschenhals für die Performance der Applikationen (Datenbanken, ERP-System etc.). Da zudem die Wartungsintervalle für die Server-Hardware bevorstanden, beschloss das IT-Team ein umfassendes Modernisierungsprojekt. Im Zuge dessen wurde das Oldenburger Systemhaus Brinova GmbH mit der Planung eines tragfähigen Konzeptes und der Durchführung beauftragt.
Durchgehend gesichert
In Zusammenarbeit machten sich die IT-Teams an das Projekt, das eine intensive Planungsphase von rund zwölf Monaten parallel zum Rechenzentrumsbetrieb vereinnahmte. Dazu galt es zunächst die SAN-Landschaft am alten Standort in der Kutterstraße, rund vier Kilometer vom Hafen entfernt, zu vereinheitlichen und höchste Redundanzen zu schaffen. Erst anschließend sollte die eigentliche Migration in das Rechenzentrum auf dem Hafengelände erfolgen.
Die Aktualisierung der vier VMware-Hosts wurde mit ESXi 5.0 auf Proliant-DL380-Hardware von HP realisiert. Sie sind über Fibre Channel (FC) mit dem Storage verbunden, der jetzt ebenso redundant ausgelegt wurde. Die Wahl fiel hier auf zwei EMC-VNX-5100-Modelle, die durch ein proaktives Wartungssystem besonders nutzerfreundlich und flexibel konfigurierbar sind. Insgesamt stehen 15 Terabyte Kapazität zur Verfügung.
Die höchste Stufe der Verfügbarkeit gewährleistet Datacores SANsymphony-V10. Die Speicher-Software sorgt für die synchrone Spiegelung der Daten zwischen der angebundenen Hardware – unabhängig von Hersteller, Modell oder Technologie (Platte, SSD, Cloud), was bei zukünftigen Erweiterungen Flexibilität ermöglicht. Bei geplanter Downtime oder einem Defekt übernimmt die verbliebene Seite des Spiegels automatisch die komplette Funktion (transparenter Autofailover) und sorgt für eine ebenso automatische Resynchronisierung bei Wiederanlauf. Die Software bietet darüber hinaus weitere Storage-Services. So profitiert man beim Jade Weser Port von der Caching-Technologie, die die Performance der darunterliegenden Hardware weiter optimiert.
Für die Datensicherung hat die Datacore-Plattform eine Continuous-Data-Protection-Funktion an Bord. Diese sichert auf Block-Level ohne Einschränkung der Applikation jede Veränderung an den ausgewählten Systemen und ermöglicht so eine stufenlose Rücksicherung. Beim Hafen kommt die Technologie für eine 24-Stunden-Permanentsicherung der geschäftskritischen ERP-Systeme und des File-Servers zum Einsatz, ehe die herkömmliche tägliche Datensicherung erfolgt.
Durch den redundanten Aufbau mit transparentem Failover und lückenloser Datensicherung konnten nun der physische Umzug sowie die Datenmigration mit entsprechender Performance über die FC-Verbindung erfolgen. Dabei wurde eine Rechenzentrumsseite „Kutterstraße“ für kurze Zeit heruntergefahren, die Hardware deinstalliert, in das neue Rechenzentrum „Pacific One“ transportiert, installiert und über die Datacore-Technologie resynchronisiert. Derselbe Vorgang mit dem Ziel „Rechenzentrum II“ im Stellwerk vollendete den Umzug ohne spürbare Latenzen. Der finale Synchronisationsvorgang nahm wenige Minuten in Anspruch. Mit der Wiederherstellung der Redundanz in den beiden Rechenzentren wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen.
Durch die Speichervirtualisierung konnten die komplexen Aufgaben für die Migration ebenso umgesetzt werden wie die Hochverfügbarkeits- und Performance-Anforderungen. Am Hafen profitiert man von einem spürbaren Geschwindigkeitsschub dank Cache-Technologie, einer permanenten Sicherung der wichtigsten Systeme sowie von Hardware- und Herstellerunabhängigkeit bei zukünftiger Wahl von Server und Speichersystemen. „Die Speichervirtualisierung erhöht die Performance und schafft lückenlose Ausfallsicherheit für unsere geschäftskritischen Daten. Wir gewinnen mit der Speicher-Software zudem an Flexibilität in unserer IT-Infrastruktur, auch wirtschaftlich profitieren wir langfristig von niedrigeren Kosten“, fassen die IT-Verantwortlichen Heiko Folkers und Jens Rohlandt zusammen. Sie berichten, dass sich die Performance um das Zehnfache verbessert hat, während die speicherbezogenen Kosten um mehr als 50 Prozent gesenkt werden konnten.
Jade Weser Port (JWP)
Das Containerterminal in Wilhelmshaven ist seit 2012 als Tiefwasserhafen in Betrieb und wurde mit finanzieller Unterstützung der Länder Bremen und Niedersachsen gebaut. Das Containerterminal ist 130 ha groß, die Anlegezone 1.725 m lang. Die mögliche Umschlagkapazität beträgt 2,7 Mio. TEU pro Jahr.
Dies ist ein Artikel aus der Print-Ausgabe von IT-Director 11/2015
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